oö. verein zur förderung sozialpädagogischer und therapeutischer initiativen
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Bei der täglichen Arbeit mit unseren Jugendlichen ergibt sich immer wieder das Problem, dass gewisse Verhaltensmuster innerhalb der Rahmenbedingungen unserer Betreuungsstruktur nicht erfolgversprechend aufarbeitbar sind. Beziehungs- und Zielarbeit ist aufgrund der besonderen Auffälligkeit und der Komplexität der Problemfelder nur bedingt möglich. Vor allem deshalb, weil viele Jugendliche wegen negativer Erfahrungen und einer damit verbundenen eingeschränkten Beziehungsfähigkeit für eine sozialpädagogische »Begleitung« schwer greifbar sind.
Mithilfe der Erlebnispädagogik lassen sich Beziehungen und Vertrauen fördern und nachhaltige Lernprozesse durch das gemeinsame und bewusste Erleben nicht alltäglicher Situationen und Herausforderungen und deren Bewältigung in Gang setzen. Für die Arbeit mit verhaltensauffälligen Jugendlichen ist aber selbst die klassische Erlebnispädagogik oft zu unspezifisch. Daher fügten wir Ideen und Interventionsmethoden aus den modernen strategischen Kurzpsychotherapien hinzu: Durch strategische Planung gestalten wir den erlebnispädagogischen Lernrahmen so, dass es durch die Bewältigung der Ausnahmesituation für den Jugendlichen unumgänglich wird, das vom Betreuer klar definierte Ziel anzusteuern. Weigert sich der Jugendliche oder schafft er die Situation aus Bequemlichkeit, Schlamperei oder Ähnlichem nicht, so ist er hier unmittelbar mit den Konsequenzen seines neuerlichen Fehlverhaltens konfrontiert. Der Sozialpädagoge tritt nun nicht als mahnende oder strafende Instanz auf, sondern wird zur Vertrauensperson bei der Umsetzung von gangbaren Lösungen.
Grundvoraussetzung für eine Strategische Erlebnispädagogik ist die Analyse des Problems jedes einzelnen Jugendlichen. Daraus wird ein Lernziel entwickelt und ein Aktionsmedium gesucht, in dem Rahmenbedingungen für eine inszenierte und gelebte Metapher geschaffen werden können. Der Jugendliche lernt neue Verhaltensmuster. Die Verhaltensveränderungen müssen allerdings bereits im Moment einen Gewinn für den Jugendlichen darstellen, damit sich dieser darauf einlässt. In diesem Setting ist es zudem möglich, rasch ein Vertrauensverhältnis zu den Sozialpädagogen aufzubauen, Defizite aufzuarbeiten und mehr Selbstvertrauen zu gewinnen. In einem unbekannten Umfeld erkennt man neue Ressourcen und lernt Probleme zu bewältigen. Soziales und nachhaltiges Lernen durch die unmittelbare Erfahrung ist somit gegeben. Erlebnispädagogische bzw. erlebnisorientierte Aktionen können sowohl als längerfristig geplante Gruppenaktionen als auch als kurzfristige Einzelaktionen (z. B. zur Krisenbewältigung) eingesetzt werden. Unsere Aktionen dauern von 4–5 Tagen bis zu 3–4 Wochen und verteilen sich über das gesamte Jahr. Dabei gibt es jahreszeitliche Fixpunkte.
Für jene, die mit dem Thema Erlebnispädagogik weniger vertraut sind, möchten wir noch eine wichtige Unterscheidung zwischen erlebnispädagogischen Aktionen und erlebnisorientierten Freizeitaktionen treffen:
• Erlebnispädagogik hat für alle Teilnehmer einen verpflichtenden Charakter.
• Freizeitaktionen haben mehr Platz für Freiwilligkeit.
• Erlebnispädagogik hat immer ein strategisch geplantes Lernziel.
• Freizeitaktionen bieten vor allem Lernen aus sich ergebenden Situationen.
• Erlebnispädagogik beinhaltet Situationen, in denen Jugendliche mit ihren bisherigen Bewältigungsstrategien nicht das Auslangen finden und an subjektive
Grenzerfahrungen gelangen, bzw. Situationen, die ihnen unangenehm sind, wodurch sie neue Strategien erlernen sollten.
• Freizeitaktionen sollen einen lustvollen Charakter haben und bereits bekannte Ressourcen stärken und festigen.
Sowohl erlebnispädagogische Aktionen als auch erlebnisorientierte Freizeitaktionen sind immer mit Lernerfahrungen verbunden, die in genauer Reflexion bewusst gemacht werden sollten.